...beide Hände reich' ich dir." - Das wird so schnell wohl keine Journalistin mehr zu dem Politiker sagen, aus Angst, er würde ihren BH-Verschluss allein durch Kraft seiner Gedanken lösen können...
Ihr habt es sicher mitbekommen: die Brüderle-Debatte wird ja momentan heftig diskutiert und ein Mal quer durch die Medien gezogen. War seine Anmerkung zu der Journalistin ("Sie können ein Dirndl auch ausfüllen") nun ein schlechter Alt-Herren-Witz, ein harmloser Flirt oder gar sexuelle Belästigung? Nachdem sich auch Günther Jauch in seinem sonntäglichen Polit-Talk letzte Woche ausgiebig um das Thema gekümmert hat und ich vor dem Fernseher "mitdiskutiert" habe, muss ich nun hier auch mal ein paar Worte darüber verlieren.
Ich selbst kann mit meinem Twitter-Account ja nicht wirklich viel anfangen, aber was ein Hashtag ist, weiß mittlerweile sogar ich. Angeregt von Brüderles Sexismus-Vorwurf twitterten unzählige tausend Menschen unter dem Schlagwort "#Aufschrei" in 140 Zeichen ihre eigenen Erfahrungen zu dem Thema. Die Initiatorin dessen saß sogar bei Jauch auf dem Sessel.
Die Auswahl der Talkgäste ist ohnehin immer sehr interessant: passend zum Thema diskutierten im Berliner Gasometer doppelt so viele Frauen wie Männer, Jauch als Schiedsrichter mal außen vor. Einer der beiden Männer zählt allerdings für zwei: Hellmuth Karasek. Für den war eigentlich alles klar und er schien mir nicht so recht zu wissen, weshalb er eigentlich eingeladen worden war bzw. weshalb dieses Thema eine ganze Stunde Sonntagabend-Talk füllen kann, denn "das Dirndl wurde erfunden, damit man Frauen auf die Brust gucken kann". Ganz unrecht hat er nicht, wie ich finde.
Zusammen mit Wibke Bruhns, der ersten Frau im westdeutschen Fernsehen, und Moderator Günther Jauch fand Karasek sich mit seiner liberalen Einstellung der notorischen Spaßbremse und Über-Emanze Alice Schwarzer und noch ein paar anderen stocksteif-ernsten Gästen gegenüber. Schwarzer, längst (und auch wortwörtlich) kein neues Gesicht mehr in der Szene, war scheinbar froh, mit der stacheligen Feministenkeule endlich mal wieder so richtig ausholen zu dürfen: Frauen waren und sind Männern gegenüber noch immer in der Opfer-Rolle und Y-Chromosom und Sexismus-Gen sind zwangsläufig untrennbar miteinander verbunden: "Die alte Kacke dampft noch.".
Als ausgerechnet sie dann auch noch feststellte, dass Männer auch Menschen seien, war es sogar um den sonst sehr zurückhaltenden Moderator Jauch geschehen. Er wies Alice Schwarzer grinsend darauf hin, dass sie seine Krawatte vor einer Weile als "Penis-Ersatz" bezeichnet habe, was sie einfach journalistenlike überhörte. Wenn er das Äquivalent dazu jemals zu einer Frau gesagt hätte, säße er schon längst nicht mehr in seinem Sessel. Sexismus at its best!
Der #Aufschrei wandert durch die Medien, sämtliche Cartoonisten haben mindestens einen Sketch zum Thema Brüderle im Repertoire und ganz normale, durchschnittliche Männer überlegen beim Busfahren, ob sie einer schwangeren Frau ihren Platz anbieten dürfen oder ob die das sofort als Busen-Bauch-Glotzerei auslegt...
Ich will "echte" Missbrauchsfälle oder sexuelle Belästigung auf keinen Fall klein reden oder lächerlich machen, aber wenn durch die aktuelle Debatte jeder Furz zu einem Übergriff aufgebauscht wird und ganz normale, gebalzte Banalitäten plötzlich das Label "Sexismus" aufgedrückt bekommen, schaffen wir uns tatsächlich irgendwann selbst ab, allerdings anders, als Sarrazin das vorausgesagt hat. Der #Aufschrei-Zug fährt durch die Lande. Möchte noch jemand mit?
Wirklich auf den Punkt gebracht hat es "The European" in der Kolumne "Mach doch die Bluse zu":"Was wir daraus lernen? Wo persönliche Befindlichkeit als ausreichender Gradmesser erscheint, um Sexismus zu definieren, verkommt der Begriff zur Beliebigkeit."
Liebe Frauen, eine Bitte:
über Späße lachen, Machos verbales Kontra geben und sexuelle Belästigung anzeigen!
Noch krasser als die Sexismus-Debatte fand ich allerdings die bei Jauch am vergangenen Sonntag: "In Gottes Namen - wie gnadenlos ist der Konzern Kirche?". Der Aufhänger: eine junge Frau wachte nach einer Feier auf einer Park-Bank auf. Verdacht auf K.O.-Tropfen und Vergewaltigung. Eine Allgemeinmedizinerin verschrieb ihr die "Pille danach" und schickte sie ins Krankenhaus zur Abklärung, ob tatsächlich ein Missbrauch stattgefunden hat. Zwei (!) katholische Krankenhäuser lehnten daraufhin die Untersuchung ab!!! Obwohl fast alle kirchlichen Einrichtungen staatlich subventioniert werden, gelten dort religiöse Regeln. Nirgendwo sonst darf man jemanden wegen seiner sexuellen Orientierung diskriminieren, wegen privater Umstände kündigen oder gar ärztliche Hilfe verweigern. Da wird von der arbeitswilligen Putzfrau mit Kopftuch verlangt, dass sie zum katholischen Glauben übertritt, der frisch geschiedenen Kindergartenleiterin wird gekündigt, weil sie ein "schändliches Ärgernis" darstellt und im Krankenhaus muss man im Notfall vorher das Türschild lesen, weil nicht selbstverständlich ist, dass man im Falle einer Vergewaltigung auch behandelt wird. Das ist doch nicht mehr normal! Als sich dann noch Journalist und Fundamentalkatholik Martin Lohmann einmischte und sein permanenter Sprechdurchfall so viel Sendezeit bekam ("Die Sache mit der Selbstentscheidung der Frau ist ja vielschichtig", "Frauen müssen Kinder von Vergewaltigern austragen", etc.), wäre ich gerne vor Wut in den Fernseher gesprungen, hätte ihn an seiner Krawatte gepackt und heftig geschüttelt. Alice Schwarzer hätte mich sicher tatkräftig dabei unterstützt.
Während ich meinem Ärger über Twitter Luft machte, zwitscherte ein anderer Nutzer: "Service für Jauch-Zuschauer: Kirchenaustritt.de". Als dann am Ende der Sendung die junge Journalistin Eva Müller erwähnte, sie sei nach den Recherchen zu ihrem Buch "Gott hat hohe Nebenkosten" aus der katholischen Kirche ausgetreten, erntete sie spontanen Applaus. Sehr bezeichnend, wie ich finde.
Konfliktpotential bietet sich bei uns auch über die Sendung hinaus, denn mein Mann ist katholisch und ich bin - zwar als Kind evangelisch getauft, aber grundsätzlich - nicht religiös, wie die meisten Ur-Berliner.
Über die aktuellen Vorfälle bin ich schlichtweg entsetzt und fassungslos. Zustände wie im Mittelalter. Ein Wunder, dass sie die junge Frau nicht auf dem Scheiterhaufen verbrannt haben... Und überhaupt: welcher Volldepp hat sich eigentlich einfallen lassen, dass Frauen wählen gehen dürfen?! Ist ja vielschichtig, die Sache mit der Selbstentscheidung... #&§/$%&/(=!"?#
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Quelle: www.toonsup.com |
Ihr habt es sicher mitbekommen: die Brüderle-Debatte wird ja momentan heftig diskutiert und ein Mal quer durch die Medien gezogen. War seine Anmerkung zu der Journalistin ("Sie können ein Dirndl auch ausfüllen") nun ein schlechter Alt-Herren-Witz, ein harmloser Flirt oder gar sexuelle Belästigung? Nachdem sich auch Günther Jauch in seinem sonntäglichen Polit-Talk letzte Woche ausgiebig um das Thema gekümmert hat und ich vor dem Fernseher "mitdiskutiert" habe, muss ich nun hier auch mal ein paar Worte darüber verlieren.
Ich selbst kann mit meinem Twitter-Account ja nicht wirklich viel anfangen, aber was ein Hashtag ist, weiß mittlerweile sogar ich. Angeregt von Brüderles Sexismus-Vorwurf twitterten unzählige tausend Menschen unter dem Schlagwort "#Aufschrei" in 140 Zeichen ihre eigenen Erfahrungen zu dem Thema. Die Initiatorin dessen saß sogar bei Jauch auf dem Sessel.
Die Auswahl der Talkgäste ist ohnehin immer sehr interessant: passend zum Thema diskutierten im Berliner Gasometer doppelt so viele Frauen wie Männer, Jauch als Schiedsrichter mal außen vor. Einer der beiden Männer zählt allerdings für zwei: Hellmuth Karasek. Für den war eigentlich alles klar und er schien mir nicht so recht zu wissen, weshalb er eigentlich eingeladen worden war bzw. weshalb dieses Thema eine ganze Stunde Sonntagabend-Talk füllen kann, denn "das Dirndl wurde erfunden, damit man Frauen auf die Brust gucken kann". Ganz unrecht hat er nicht, wie ich finde.
Zusammen mit Wibke Bruhns, der ersten Frau im westdeutschen Fernsehen, und Moderator Günther Jauch fand Karasek sich mit seiner liberalen Einstellung der notorischen Spaßbremse und Über-Emanze Alice Schwarzer und noch ein paar anderen stocksteif-ernsten Gästen gegenüber. Schwarzer, längst (und auch wortwörtlich) kein neues Gesicht mehr in der Szene, war scheinbar froh, mit der stacheligen Feministenkeule endlich mal wieder so richtig ausholen zu dürfen: Frauen waren und sind Männern gegenüber noch immer in der Opfer-Rolle und Y-Chromosom und Sexismus-Gen sind zwangsläufig untrennbar miteinander verbunden: "Die alte Kacke dampft noch.".
Als ausgerechnet sie dann auch noch feststellte, dass Männer auch Menschen seien, war es sogar um den sonst sehr zurückhaltenden Moderator Jauch geschehen. Er wies Alice Schwarzer grinsend darauf hin, dass sie seine Krawatte vor einer Weile als "Penis-Ersatz" bezeichnet habe, was sie einfach journalistenlike überhörte. Wenn er das Äquivalent dazu jemals zu einer Frau gesagt hätte, säße er schon längst nicht mehr in seinem Sessel. Sexismus at its best!
Der #Aufschrei wandert durch die Medien, sämtliche Cartoonisten haben mindestens einen Sketch zum Thema Brüderle im Repertoire und ganz normale, durchschnittliche Männer überlegen beim Busfahren, ob sie einer schwangeren Frau ihren Platz anbieten dürfen oder ob die das sofort als Busen-Bauch-Glotzerei auslegt...
Ich will "echte" Missbrauchsfälle oder sexuelle Belästigung auf keinen Fall klein reden oder lächerlich machen, aber wenn durch die aktuelle Debatte jeder Furz zu einem Übergriff aufgebauscht wird und ganz normale, gebalzte Banalitäten plötzlich das Label "Sexismus" aufgedrückt bekommen, schaffen wir uns tatsächlich irgendwann selbst ab, allerdings anders, als Sarrazin das vorausgesagt hat. Der #Aufschrei-Zug fährt durch die Lande. Möchte noch jemand mit?
Wirklich auf den Punkt gebracht hat es "The European" in der Kolumne "Mach doch die Bluse zu":"Was wir daraus lernen? Wo persönliche Befindlichkeit als ausreichender Gradmesser erscheint, um Sexismus zu definieren, verkommt der Begriff zur Beliebigkeit."
Liebe Frauen, eine Bitte:
über Späße lachen, Machos verbales Kontra geben und sexuelle Belästigung anzeigen!
Noch krasser als die Sexismus-Debatte fand ich allerdings die bei Jauch am vergangenen Sonntag: "In Gottes Namen - wie gnadenlos ist der Konzern Kirche?". Der Aufhänger: eine junge Frau wachte nach einer Feier auf einer Park-Bank auf. Verdacht auf K.O.-Tropfen und Vergewaltigung. Eine Allgemeinmedizinerin verschrieb ihr die "Pille danach" und schickte sie ins Krankenhaus zur Abklärung, ob tatsächlich ein Missbrauch stattgefunden hat. Zwei (!) katholische Krankenhäuser lehnten daraufhin die Untersuchung ab!!! Obwohl fast alle kirchlichen Einrichtungen staatlich subventioniert werden, gelten dort religiöse Regeln. Nirgendwo sonst darf man jemanden wegen seiner sexuellen Orientierung diskriminieren, wegen privater Umstände kündigen oder gar ärztliche Hilfe verweigern. Da wird von der arbeitswilligen Putzfrau mit Kopftuch verlangt, dass sie zum katholischen Glauben übertritt, der frisch geschiedenen Kindergartenleiterin wird gekündigt, weil sie ein "schändliches Ärgernis" darstellt und im Krankenhaus muss man im Notfall vorher das Türschild lesen, weil nicht selbstverständlich ist, dass man im Falle einer Vergewaltigung auch behandelt wird. Das ist doch nicht mehr normal! Als sich dann noch Journalist und Fundamentalkatholik Martin Lohmann einmischte und sein permanenter Sprechdurchfall so viel Sendezeit bekam ("Die Sache mit der Selbstentscheidung der Frau ist ja vielschichtig", "Frauen müssen Kinder von Vergewaltigern austragen", etc.), wäre ich gerne vor Wut in den Fernseher gesprungen, hätte ihn an seiner Krawatte gepackt und heftig geschüttelt. Alice Schwarzer hätte mich sicher tatkräftig dabei unterstützt.
Konfliktpotential bietet sich bei uns auch über die Sendung hinaus, denn mein Mann ist katholisch und ich bin - zwar als Kind evangelisch getauft, aber grundsätzlich - nicht religiös, wie die meisten Ur-Berliner.
Über die aktuellen Vorfälle bin ich schlichtweg entsetzt und fassungslos. Zustände wie im Mittelalter. Ein Wunder, dass sie die junge Frau nicht auf dem Scheiterhaufen verbrannt haben... Und überhaupt: welcher Volldepp hat sich eigentlich einfallen lassen, dass Frauen wählen gehen dürfen?! Ist ja vielschichtig, die Sache mit der Selbstentscheidung... #&§/$%&/(=!"?#